Rückverlagerung von CAD-Aufgaben: Wann sich das Outsourcing nicht mehr lohnt

Qualitätsprobleme und Nacharbeit: Wenn externe Leistungen den Aufwand erhöhen

Outsourcing technischer Zeichnungsleistungen gilt oft als wirksames Mittel zur Kostenreduktion und Kapazitätserweiterung. Doch nicht immer führt die Auslagerung zum gewünschten Erfolg. In der Praxis zeigt sich, dass Qualitätsprobleme und hoher Nachbearbeitungsaufwand den potenziellen Vorteil schnell neutralisieren oder gar ins Gegenteil verkehren können. Besonders bei komplexen Baugruppen, kundenspezifischen Normanforderungen oder unternehmensspezifischen Konstruktionsrichtlinien führt mangelnde Abstimmung häufig zu unzureichender Zeichnungsqualität, unklarer Bemaßung oder Fehlern bei der Stücklistenerstellung. Diese Schwächen werden oft erst in der Fertigung erkannt – mit teuren Konsequenzen. Laut Kröger und Münzberg (Qualitätssicherung im ausgelagerten Engineering, 2020) ist bei über 40 % der untersuchten Outsourcing-Projekte im Maschinenbau eine signifikante Nachbearbeitung durch interne Konstrukteure erforderlich gewesen.

Die Ursachen sind vielfältig: Unterschiedliche CAD-Systeme, fehlende Schulung in unternehmensspezifischen Standards oder auch Sprachbarrieren können dazu führen, dass Zeichnungen nicht wie gewünscht geliefert werden. Häufig fehlt externen Dienstleistern der tiefere Kontext – etwa zur funktionalen Bedeutung bestimmter Toleranzen oder der produktionsspezifischen Anforderungen des Auftraggebers. Dieser Mangel an Hintergrundwissen lässt sich nur bedingt durch Checklisten oder Vorgaben kompensieren. Stattdessen führt er zu einem Mehraufwand durch Rückfragen, Überarbeitungen und in einigen Fällen sogar durch notwendige Korrekturen nach der Fertigung.

Fehlende Integration in Qualitätsprozesse als Problemursache

Ein zentrales Problem liegt oft in der fehlenden Integration externer Partner in bestehende Qualitätssicherungsprozesse. Während interne Konstrukteure routinemäßig in kontinuierliche Prüfprozesse eingebunden sind, werden externe Leistungen oft nur am Endprodukt kontrolliert – zu spät, um effizient gegenzusteuern. Studien wie die von Hoffmann (Effizienzverluste im technischen Outsourcing, 2019) empfehlen deshalb eine frühzeitige Einbindung externer Zeichner in interne Abstimmungsprozesse sowie eine stichprobenartige Zwischenprüfung der Arbeitsergebnisse entlang des Projektverlaufs.

Die Auslagerung technischer Zeichnungsaufgaben ist kein Selbstläufer. Wenn externe Leistungen nicht klar integriert, kontrolliert und fachlich begleitet werden, steigt der Nachbearbeitungsaufwand erheblich – sowohl zeitlich als auch finanziell. In solchen Fällen kann eine Rückverlagerung der Aufgaben ins eigene Haus wirtschaftlicher und qualitativ sinnvoller sein. Unternehmen sollten daher regelmäßig prüfen, ob ihr Outsourcing-Modell noch den gewünschten Mehrwert liefert – oder zum versteckten Kostentreiber geworden ist.

Verlust von Kernkompetenzen: Strategische Risiken durch langjährige Auslagerung

Die langfristige Auslagerung technischer Leistungen, insbesondere im Bereich CAD-Konstruktion und Zeichnungserstellung, kann zwar kurzfristig personelle Engpässe überbrücken und Kosten senken, birgt jedoch erhebliche strategische Risiken. Einer der kritischsten Punkte ist der Verlust von Kernkompetenzen – also von unternehmensspezifischem Wissen, das für die Entwicklung, Differenzierung und Weiterentwicklung von Produkten entscheidend ist. Laut Scherer und Wilkens (Kernkompetenzmanagement im technischen Mittelstand, 2020) ist Outsourcing nur dann nachhaltig erfolgreich, wenn zentrale Wissensfelder und Entwicklungskapazitäten bewusst im Unternehmen gehalten und gepflegt werden.

Gerade im Sonderanlagenbau oder bei technologisch anspruchsvollen Produkten hängt die Wettbewerbsfähigkeit stark von der Fähigkeit ab, intern Innovationen zu generieren und technische Lösungen eigenständig zu gestalten. Wenn jedoch über Jahre hinweg große Teile der Konstruktionsleistung ausgelagert werden – etwa an externe Ingenieurbüros oder Offshore-Dienstleister – nimmt das unternehmensinterne Wissen über Produkte, Fertigungsdetails und systematische Konstruktionsmethodik kontinuierlich ab. Der Know-how-Verlust zeigt sich nicht sofort, sondern schleichend: etwa wenn neue Produktgenerationen nicht mehr effizient weiterentwickelt werden können, interne Standards verwässern oder Schnittstellenwissen zwischen Konstruktion, Produktion und Qualitätssicherung schwindet.

Abhängigkeit statt Agilität: Ein unterschätztes Risiko

Langfristiges Outsourcing kann zudem zu einer einseitigen Abhängigkeit von bestimmten Dienstleistern führen. Wenn das externe Partnerunternehmen zu tief in die internen Prozesse eingebunden ist, kann ein kurzfristiger Wechsel – etwa aus wirtschaftlichen oder datenschutzrechtlichen Gründen – erhebliche Umstellungen erfordern. Laut der Untersuchung von Reuter (Strategisches Outsourcing im Engineering, 2018) entstehen in solchen Fällen nicht nur operative Probleme, sondern auch strategische Engpässe, die die Innovationsfähigkeit langfristig einschränken.

Um diesen Risiken vorzubeugen, sollten Unternehmen Outsourcing stets als ergänzende Maßnahme, nicht als Ersatz für eigene Entwicklungsleistung betrachten. Der Aufbau interner Kompetenzzentren, regelmäßige Rückführung ausgelagerter Tätigkeiten sowie gezielte Personalentwicklung im Konstruktionsbereich gehören zu den zentralen Gegenstrategien. Ebenso wichtig ist eine systematische Dokumentation und Wissenssicherung, um extern generierte Ergebnisse langfristig intern nutzbar zu machen.

Langjähriges Outsourcing ohne strategische Steuerung kann zu einem gefährlichen Know-how-Verlust führen. Unternehmen, die ihre Kernkompetenzen im Bereich Konstruktion und Produktentwicklung sichern wollen, müssen Outsourcing bewusst dosieren, aktiv begleiten und regelmäßig auf seine langfristige Wirkung hin überprüfen.

Kostenfalle statt Einsparung: Versteckte Aufwände in der Zusammenarbeit mit Dienstleistern

Outsourcing technischer Dienstleistungen – insbesondere im Bereich CAD-Konstruktion – wird oft mit dem Versprechen verbunden, Kosten zu senken und Ressourcen zu schonen. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die erwarteten Einsparungen nicht immer eintreten. Im Gegenteil: Bei unzureichender Planung, fehlender Integration und mangelhafter Kommunikation kann die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern schnell zur Kostenfalle werden. Wie eine Untersuchung von Meißner und Pohl (Verborgene Kosten im technischen Outsourcing, 2020) zeigt, liegen die versteckten Aufwände in vielen Fällen bei bis zu 20 % der Gesamtkosten eines ausgelagerten Projekts – Tendenz steigend.

Ein wesentlicher Kostentreiber sind hohe Kommunikations- und Abstimmungsaufwände. Unklare Anforderungen, nicht abgestimmte CAD-Richtlinien oder fehlendes Produktwissen auf Dienstleisterseite führen zu Rückfragen, Korrekturschleifen und Verzögerungen. Die Nachbearbeitung durch interne Teams – etwa zur Prüfung, Korrektur oder normgerechten Anpassung eingehender Zeichnungen – verursacht oft mehr Aufwand, als durch die Auslagerung eingespart werden sollte. Zudem binden diese Tätigkeiten erfahrene Fachkräfte, deren Kapazitäten eigentlich für wertschöpfende Aufgaben wie Entwicklung oder Kundenberatung vorgesehen wären.

Indirekte Zusatzkosten durch fehlende Systemintegration

Ein weiterer, oft unterschätzter Kostenfaktor ergibt sich aus fehlender technischer Integration. Wenn externe Dienstleister nicht direkt an das PDM- oder ERP-System des Unternehmens angebunden sind, entstehen Medienbrüche und manuelle Übertragungen, die fehleranfällig und zeitaufwendig sind. Laut Berger und Wüst (Effizienzverluste durch IT-Schnittstellenprobleme im Engineering, 2019) erhöhen solche Unterbrechungen im digitalen Datenfluss den Bearbeitungsaufwand um bis zu 15 %. Hinzu kommen Lizenzkosten für Austauschplattformen, zusätzliche IT-Supportleistungen und der Schulungsaufwand für externe Partner.

Auch vertragliche Unsicherheiten – etwa in Bezug auf Änderungsaufträge, Terminverzüge oder Nachforderungen – können die Kostenseite stark beeinflussen. Werden Leistungen nicht klar spezifiziert oder Meilensteine unzureichend definiert, drohen ungeplante Zusatzkosten, die schwer kalkulierbar sind.

Die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern kann wirtschaftlich sinnvoll sein – aber nur dann, wenn sie strategisch geplant, fachlich betreut und prozessual integriert wird. Unternehmen sollten neben den sichtbaren Tagessätzen auch die indirekten Kostenfaktoren im Blick behalten. Wer hier nicht vorausschauend agiert, zahlt am Ende mehr – in Form von Zeit, Qualität und Budget. Ein durchdachtes Outsourcing-Modell beginnt daher nicht beim Preis, sondern bei der Prozesssicherheit.

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